Droht uns so etwas auch irgendwann?

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Gonzo
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Gonzo » 16. Okt 2012, 12:57

Es wird immer irrer... Bin auf die Spruchbänder des kommenden Spieltags gespannt.
In der vergangenen Woche ist ein internes Papier der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aufgetaucht. Diesem sollen die Vereine im Dezember zustimmen. Es geht um Stadionverbote für Spruchbänder, Kollektivstrafen für ganze Fanclubs und -kurven und um einen ominösen Verhaltenskodex.
DFL plant finalen Schlag gegen die Fankultur
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Dr. Mabuse
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Dr. Mabuse » 16. Okt 2012, 13:50

Es wird immer schlimmer. Stadionverbote für Spruchbänder ( bsw. gegen Hopp) :evil:
Alles was nicht der Vermarktungsstrategie der DFL entspricht wird systematisch aus den Stadien verschwinden.
Der nächste Schritt wird sein, die Fangesänge vorzuschreiben.
Es darf dann nur noch gesungen werden " Steht auf, wenn ihr Krombacher trinkt" , oder " Auf geht`s Kassel, kämpfen und VW fahren"

Die DFL soll es nicht übertreiben, sonst wird Gunter A. Pilz mit seiner Prognose gar nicht so falsch liegen: Soziologe warnt vor "Fan-Krieg" http://sport.t-online.de/bei-abschaffun ... 1280/index

Neuer_User
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Neuer_User » 16. Okt 2012, 15:06

Mal im Ernst, ich gehe seit nunmehr 30 Jahren in verschiedene Stadien.
Ich mag es wenn Stimmung im Rund herrscht. Allerdings verstehe ich schon seit Beginn meiner Zuschauerkarriere nicht wie man mit Anfeindungen gegen die Gastmannschaft, inkl. Gesänge von Prostitution und das eigene assotiale Verhalten, die eigene Mannschaft unterstützen kann und will (das nur mal am Rande). Alleine das versaut mir das Vergnügen mit meiner Familie ein Spiel gemeinsam anzusehen.
Ich kann auch nichts besonders tolles daran finden, wenn sich vereinzelte Fans (allgemein) an dem Zaun hochklettern müssen um dann Ihren Unmut freien Lauf zu lassen.
Anfeuern, Klatschen, Fangesänge (mache ich alles mit) das macht Spaß und macht auch den Reiz aus das Stadion zu besuchen. Ich persönlich lebe dort auch meine Emotionen aus, kann mich aber beim besten Willen nicht daran erinnern jemals deswegen mit Ordnern oder Polizei Schwierigkeiten hatte.
Ich muss leider feststellen, dass in der Tat immer mehr Gewaltbereitschaft vorhanden ist. das nicht immer nur der Zuschauer das Problem darstellt räume ich gerne ein. Aber, wenn sich ein jeder nur ein wenig wie ein normaler Fan benimmt, sehe ich der ganzen Sache sehr entspannt entgegen.
Achso ich erinnere mich gerade :-), ich war auch schon in so einem Pulk, eingekesselt von Polizisten, Pfefferspray hab ich auch schon gefressen, mit ein wenig Hirn hab ich es doch geschafft die Polizei (die ich in diesem Moment verfluchte) nicht anzugreifen, denn den Kampf verlierst Du.
Das Posting ist sicher ein rotes Tuch für einige, will aber damit klar zum Ausdruck bringen... Ein wenig "normales" Verhalten und keiner wird sich um die Fankultur Gedanken machen müssen.
Viele Grüße

Cpt. Knusper
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Cpt. Knusper » 16. Okt 2012, 16:06

Oh mann da kommt ja was auf uns zu :(
Die Marketingmaschine rollt und rollt und rollt....
Aber was will man ohne Emotionen eigentlich vermarkten?
Wenn ich mir Spiele aus England anschaue, dann glaub ich fast, dass die alle einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen worden und es hat auch noch funktioniert :(
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es in einem Stadion ohne Stehplätze und Choreos ist. Ich bekomme schon bei einem Spiel im Sitzen die Krise! Das ist wie Open-Air Kino ohne Popcorn (mein persönliches Empfinden).
Alles was auf den Rängen passiert finde ich ja auch nicht so toll, z.B. Wenn ich daneben stehe wenn Pyros abgefackelt werden, bekomme ich kaum noch Luft (Asthma) aber dann geh ich halt ein paar schritte zur Seite (sofern es möglich ist, wir haben ja nicht in jeden Stadion viel Auslauf, siehe Worms als Beispiel), denn es sieht halt schon geil aus, da muss ich den Jungs recht geben.
Aber sich jetzt auch noch wegen Gesängen und diverser Banner noch mehr gängeln zu lassen sehe ich mal so gar nicht ein!! :evil:
Ein Stadion ohne Gesänge, Banner, Choreos und den damit verbundenen Spaß ist ein totes Stadion und wenn ich vom Gevater Tot umgeben sein will, dann geh ich doch lieber auf den Friedhof (da muß ich mir dann wenigstens kein gemähre anhören).
Erst recht wenn unsere Staatsmacht noch mit ihren Hunden anrückt, da hört der Spaß endgültig auf!
Vom ausziehen mal ganz zu schweigen. Wir sind doch nicht auf nem G8 Gipfel oder hab ich was verpasst??
Wenn es so weit kommen sollte, dann sage ich Goodbye mein geliebtes Stadionerlebnis :(
"Idioten zu erklären, dass sie welche sind, kann man nicht, tut man doch, weil sie welche sind."
(M.Müller)

Gonzo
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Gonzo » 16. Okt 2012, 17:25

Neuer_User, ich kann Dir kurz schreiben, warum Dein Posting nicht unbedingt ein "rotes Tuch" für mich darstellt: Es ist der Ton, der die Musik macht und Dein Ton ist absolut in Ordnung - auch, wenn ich in einigen Punkten weit weg von Deiner Meinung bin.

Mit den Beleidigungen kann ich auch nicht so viel anfangen. Ich denke aber, bei einem Derby gehört das irgendwie dazu. Ich finde auch, diesbezüglich ist es in Kassel nicht mehr so wild. Es mag zwar mal etwas aus der Kurve kommen - aber das Anfeuern steht schon im Vordergrund. Mein subjektives Empfinden.

Dass die Gewaltbereitschaft schlimmer geworden ist, mag ich so nicht bestätigen. Habe hier kürzlich mal ein Interview über die 20er Jahre gepostet: Damals wurden Spiele regelmäßig abgebrochen. Im alten Rom forderte Tacitus Alkoholverbot und Zuschauertrennung in Kollosseen - war zwar kein Fußball, aber eine ähnliche Situation. Die Entwicklung des modernen Fußballsports in England war stets von gewalt begleitet. Will sagen: Man wird die Gewalt niemals ganz aus dem Sport bekommen, denn wo sich tausende zumeist männliche Personen befinden und teilweise alkoholisiert sind, da passiert Gewalt eben leichter. Gilt ja auch für Kirmes o.ä.

Eine Reihe von aktuellen Studien zeigt beim Fußball übrigens das Gegenteil: Nämlich, dass die Gewalt seit Jahren konstant abnimmt, obwohl die Strafanzeigen steigen. Am Beispiel Kassel ist das alles auch gut nachzuvollziehen: Was in den 80ern und 90ern vor dem Stadion an Keilereien abging, passiert heute gar nicht mehr. Häufig sind die "Verletzten" bei Ausschreitungen dem Einsatz von Tränengas zuzurechnen, ,was von den Medien jedoch nicht getrennt wird. Aber Du schreibst ja selbst, dass die Polizei oftmals nicht ganz unschuldig ist. Wobei all das kaum noch mit dem Thema zu tun hat. Thema sind die wahnwitzigen Ideen der DFL. Ich meine, mal ehrlich: Kann man es verantworten, wenn Banner mit Verbandskritik zu Stadionverboten führen? Sagt das irgendetwas über die Gewaltbereitschaft der Leute aus, die das Ding gemalt haben? Würde ich mich in einem Zelt ausziehen und eine Ganzkörperkontrolle bei mir vornehmen lassen, weil ich vielleicht mal nen schwarzen Kapu trage? Verdammt, nein und, ehrlich, ich weiß nicht, ob Du da ganz gechillt bleiben würdest. Ein Fankodex ist das Allerletzte und ebenso wie die Drohung nach Abschaffung der Stehplätze ein schlimmes Druck-, Repressions-, Kontroll- und Drohmittel. Gerade, weil ich mir nie etwas habe zuschulden kommen lassen, lasse ich mich nicht unter Generalverdacht stellen und mir einreden: "Als Fußballfan bist Du qua status verdächtig - finde Dich damit ab." Und kollektive Stadionverbote gehen gar nicht. Was soll so eine Idee, eine ganze Gruppe mit SV zu belegen, weil ein einzelner Scheiße gebaut hat? Es gibt gute Gründe, warum man die Sippenhaft im Rechtsstaat abgeschafft hat - eine solche rechtsstaatliche Haltung kann ich auch von DFB und DFL erwarten. Zuguterletzt: Jeder, der über eine Fahne oder einen Banner verfügt, der vielleicht am Zaun angebracht ist (hinte dem man ggf. gar nicht steht), macht sich zum Mittäter, wenn dahinter ein Bengalo gezündet wird, ob er es will oder nicht. SV. Dumm gelaufen. Rein hypothetisch: Nehmen wir an, die RWS möchten die Red Sioux loswerden. :lol: Nicht leichter als das: Einfach nen Bengalo hinter dem Sioux-Banner zünden und schon ist das erledigt.

Der DFL geht es natürlich darum, ihr Hochglanzprodukt zu vermarkten. Und dabei sind reine Sitzplatzstadien mit Operettenpublikum und zahlungsstarken Familien natürlich erwünscht. Was das für die Stimmung bedeutet, sieht man in Spanien oder England.

Schlagge
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Schlagge » 16. Okt 2012, 18:39

Furchtbar. Der Begriff "Mafia DFB" (oder in diesem Falle auch DFL) scheint offenbar einen immer größeren Wahrheitsgehalt zu bekommen. Die Strukturen ähneln sich zunehmens. Verhält man sich nicht gemäß den Regeln der Mafia, wird man bestraft, unabhängig davon ob man sich nach geltendem Recht (unseres Staates) verhält. In diese Richtung bewegt sich auch der DFB/die DFL.
Das Stadion an sich scheint immer mehr zu einem rechtsfreien Raum zu mutieren.

Mag ich zukünfig (sofern die Diktatoren des deutschen Fussballs ihre Pläne verwirklichen) in ein nahezu lebloses Stadion gehen? Ich denke, mit Sicherheit nicht!

Freu Dich DFB ! :evil:

Freu Dich DFL ! :evil:

Neuer_User hat geschrieben:Das Posting ist sicher ein rotes Tuch für einige, will aber damit klar zum Ausdruck bringen... Ein wenig "normales" Verhalten und keiner wird sich um die Fankultur Gedanken machen müssen.
So einfach ist die Sache wirklich nicht.
Neuer_User hat geschrieben:Allerdings verstehe ich schon seit Beginn meiner Zuschauerkarriere nicht wie man mit Anfeindungen gegen die Gastmannschaft, inkl. Gesänge von Prostitution und das eigene assotiale Verhalten, die eigene Mannschaft unterstützen kann und will (das nur mal am Rande). Alleine das versaut mir das Vergnügen mit meiner Familie ein Spiel gemeinsam anzusehen.
Wie Gonzo schon geschrieben hat, gehört so etwas bei Derbys ganz einfach dazu, allerdings sollte es nicht Überhand nehmen und die Hälfte des Spiels propagiert werden. Bei Nicht-Derbys kann ich mich manchmal nicht des Eindruckes erwehren, dass diese Anti- und Schmährufe/-Gesänge den Gegner zu mehr Leistung anstacheln. Anders ausgedrückt: Man supportet indirekt die Gegner. :o
Gonzo hat geschrieben:Zuguterletzt: Jeder, der über eine Fahne oder einen Banner verfügt, der vielleicht am Zaun angebracht ist (hinte dem man ggf. gar nicht steht), macht sich zum Mittäter, wenn dahinter ein Bengalo gezündet wird, ob er es will oder nicht. SV. Dumm gelaufen. Rein hypothetisch: Nehmen wir an, die RWS möchten die Red Sioux loswerden. :lol: Nicht leichter als das: Einfach nen Bengalo hinter dem Sioux-Banner zünden und schon ist das erledigt.
Werden die SKBs dann abgeschafft, wenn die DFL ihre abstrusen Vorstellungen/Pläne durchsetzen kann? Und wenn sie nicht abgeschafft werden, haben die SKBs dann noch einen gewissen Einfluss auf die Entscheidungen/(Vor-)Urteile/Repressionen der DFL und des DFB ???

Es ist definitiv Widerstand angesagt!
Vielleicht sollten alle Fußballfans Deutschlands zu einem festgelegten Zeitpunkt gleichzeitig in ihren Städten auf die Barrikaden gehen - friedlich aber laut und bunt !!!. Wie wär's mit dem 1. Mai? :wink:

Arme Polizisten. Die müssen die Scheiße der DFL/des DFB ausbaden und mal wieder ihre Köpfe hinhalten. Dabei ist doch ein Großteil von denen ebenfalls Fußballfan und ihnen sträuben sich sicher auch die Haare ob der Pläne des DFL.

Offensichtlich ist dem DFB und der DFL bewusst, dass unser Grundgesetz genau genommen eigentlich nur ein Prophesorium ist! Es hat dennoch Bestand und der gemeine Fußballfan hat ein Recht auf freie Meinungsäußerung und seine Würde muss gewahrt werden. Wer gibt den Verbänden das Recht sich darüber hinweg zu setzen?

Edit:
Cpt. Cnusper hat geschrieben:Wenn ich mir Spiele aus England anschaue, dann glaub ich fast, dass die alle einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen worden und es hat auch noch funktioniert :(
Gehirnwäsche kann man die Vertuschung und Manipulationen der Umstände der Hillsborough - Katastrophe durchaus nennen. Das komplette englische Volk wurde einer Gehirnwäsche unterzogen, mit dem Sinn, Stehplätze abzuschaffen, weil sie und dessen Benutzer ja sooooo gefährlich sind. :roll: Und genau solch eine Manipulation versuchen die deutschen Fußballverbände mit unserem Volk. Und die Presse wurde schon manipuliert. Wenn man als Fußballinteressierter sich nicht schon im Vorfeld dagegen wehrt, wird es zum Selbstläufer. Die Maschinerie läuft schon. Zwar noch nicht auf Hochtouren, aber sie läuft. Noch ist Zeit, sie zu stoppen!
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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von Neuer_User » 16. Okt 2012, 20:31

Hallo Gonzo,
danke für Deine ausführliche Schilderung Deiner Ansicht. In der Tat gibt es einige Dinge wo ich Dir zustimme. Will und brauche auch nicht spezielle Dinge hervorheben/zitieren (dafür sind zuviele gute Zeilen dabei). ;-)
Worauf ich speziell hinaus will... Den, ich nenn ihn mal Mob im Stadion kann ich nur bedingt verstehen, das an den Zaum springen und die teils beängstigten Aktionen gegen Ordnern und Polizisten... wahhh die Gesichter sind Hasserfüllt und wirklich nicht sozial.
Darauf wollte ich hinaus. Kann man sich als Fan nicht normal verhalten, brüllen und schimpfen inklusive?!
Ansonsten bin ich ganz bei Dir.

@Schlagge
Eine ganz schöne Idee mit der Demo, am allerbesten Deutschlangweit, ganz ehrlich!
Meine Befürchtung, das geht mächtig in die Hose. Leider!

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Re: Droht uns so etwas auch irgendwann?

Beitrag von esteban » 17. Okt 2012, 08:46

Kommt im Auestadion nach Nr.7 a.k.a. Wall-E jetzt bald die hessische Polizei-Drohne zum Einsatz?

anyways. Der Millionärsfussball unterliegt einem gewaltigen selbstreferenziellen
Medienhype. Da ist der ewige Viertligafussball Kasseler Prägung tatsächlich die
bodenständigere und greifbarere Variante dieser Sportart.
Zur Verteidigung gegen den kapitalorientierten Sport-GmbH-Fussball und seine Auswüchse fordere ich in letzter Konsequenz:

- Abschaffung jedweder Durchlässigkeit nach "oben" aus Liga 4
- Ausspielung einer bundesweiten Amateurmeisterschaft
- Baumgartnermäßige Loslösung vom Erdboden des Spielbetriebs der Ligen 3, 2, 1
(aber ohne Rückfahrkarte!)
- TV-Übertragung aller Stratos-Fussballspiele nur noch im payTV (inkl. Nationalelf)
- Austritt aus dem DFB
:wink:

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